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Unsichtbare Bauarbeiter

Unsichtbare Bauarbeiter

Ameisen Auf Einem Baumpilz

Wie Pilze unsere Wälder formen

Wer durch unsere heimischen Wälder wandert, sieht mächtige Fichten, uralte Buchen, dichtes Moos und geheimnisvolle Lichtungen. Doch das, was den Wald wirklich am Leben hält, bleibt unseren Augen verborgen. Unter unseren Füßen erstreckt sich ein gewaltiges Geflecht aus hauchdünnen Fäden – dem Myzel der Pilze. Es verbindet Bäume, zersetzt Holz, verbessert den Boden und hält den Kreislauf des Lebens in Schwung.

Pilze sind keine Randerscheinung des Waldes. Sie sind Baumeister, Versorger und sogar Hygieniker. Ohne sie würde sich der Wald in kürzester Zeit in ein Chaos aus abgestorbenem Material verwandeln. Genau deshalb sprechen Wissenschaftler gerne von den „unsichtbaren Bauarbeitern“, die Tag und Nacht arbeiten, ohne jemals wahrgenommen zu werden.


Architekten im Untergrund
Das, was wir als Steinpilz, Fliegenpilz oder Marone im Wald entdecken, ist nur der sichtbare „Fruchtkörper“. Der eigentliche Pilz lebt im Verborgenen: ein oft kilometerlanges Fadengeflecht im Boden oder im Holz. Dort übernehmen Pilze eine Schlüsselfunktion. Sie zersetzen Laub, Zweige und ganze Bäume und verwandeln diese in wertvolle Nährstoffe. Ohne diese Arbeit würden die Wälder im eigenen Abfall ersticken.

Nährstofflieferanten und Bodenverbesserer
Pilze sind nicht nur Recycler, sondern auch Versorger. Sie mobilisieren Mineralstoffe wie Stickstoff, Phosphor oder Kalium, die für Pflanzen unentbehrlich sind. Gleichzeitig stabilisieren ihre Fäden den Waldboden, indem sie ihn „verkleben“ und so dafür sorgen, dass er besser Wasser speichert und nicht so leicht erodiert. Jeder Schritt auf einem Waldboden ist also auch ein Schritt über die unsichtbaren Fundamente, die Pilze ständig neu schaffen.

Symbiose mit den Bäumen
Eine ihrer erstaunlichsten Leistungen ist die enge Zusammenarbeit mit Pflanzenwurzeln – die sogenannte Mykorrhiza. Dabei versorgen die Pilze die Bäume mit Wasser und Mineralien und erhalten im Gegenzug Zucker, den die Pflanzen durch Photosynthese erzeugen. Fast alle Landpflanzen gehen solche Partnerschaften ein. Studien zeigen, dass Bäume, die an besonders effektive Pilzgemeinschaften angeschlossen sind, deutlich schneller wachsen – manchmal sogar dreimal so schnell.

Lebensraumgestalter
Doch Pilze arbeiten nicht nur unterirdisch. Viele Baumpilze, die altes Holz zersetzen, schaffen damit neue Lebensräume: Höhlen in Bäumen, die Fledermäusen als Unterschlupf dienen, Fruchtkörper, die Insekten und Kleintieren Nahrung und Schutz bieten. Selbst scheinbar nutzloses Totholz ist in Wahrheit ein pulsierendes Mini-Ökosystem – und die Pilze sind seine Hauptarchitekten.

Helfer gegen Umweltgifte
Weniger bekannt, aber nicht minder spannend: Pilze können auch Schadstoffe abbauen. Manche Arten sind in der Lage, sogar Schwermetalle wie Blei oder Cadmium zu binden. Andere helfen Mikroorganismen, sich im Boden auszubreiten und so selbst komplexe Schadstoffe zu zersetzen. In der Forschung wird deshalb intensiv untersucht, wie Pilze in der Umweltsanierung eingesetzt werden können – vom Ölteppich bis hin zu belasteten Böden.

Ob Nährstofflieferant, Bodenverbesserer, Lebensraumgestalter oder Umweltretter – Pilze sind die unsichtbaren Bauarbeiter unserer Wälder. Sie sind dafür verantwortlich, dass Ökosysteme funktionieren, dass Böden fruchtbar bleiben und dass Wälder nach Stürmen oder Borkenkäferbefall wieder aufblühen können. Beim nächsten Spaziergang durch den Wald lohnt es sich also, den Blick nicht nur nach oben zu richten – sondern auch daran zu denken, was unsichtbar unter unseren Füßen wirkt.

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