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Hornissen

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Hornissen 2537 Ww Online

Majestätinnen des Herbstes

Ein tiefes Brummen, ein Schatten im Augenwinkel – und schon weichen viele Menschen erschrocken zurück. Hornissen haben keinen guten Ruf. Ihr Anblick lässt uns instinktiv an Gefahr denken. Doch gerade im Spätsommer und Herbst, wenn ihre Völker am größten sind, zeigt sich: Hornissen sind nicht nur friedliche Waldbewohner, sondern auch unverzichtbare Helfer im Ökosystem. Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen.

Sanfte Riesen unter den Wespen
Mit bis zu 3,5 Zentimetern Körperlänge ist die Hornisse die größte heimische Wespenart. Ihr kräftiger Flug und das tiefe Summen wirken bedrohlich, doch Hornissen sind viel friedlicher, als ihr Ruf vermuten lässt. Wer ihnen mit Respekt begegnet und Abstand hält, wird feststellen: Sie greifen Menschen nicht an, solange ihr Nest nicht bedroht ist.
Besonders spannend: Hornissen sind in der Lage, nachts zu jagen – eine Fähigkeit, die sie von den meisten anderen Wespen unterscheidet. Ihre großen Komplexaugen sind lichtempfindlicher und ermöglichen es ihnen, auch in der Dämmerung Beute zu machen. Damit bleiben sie selbst in späten Herbstnächten aktiv, wenn andere Insektenarten längst Ruhe geben.
Ein wichtiges Gleichgewicht
Während wir im Herbst oft von Wespen am Kaffeetisch geplagt werden, interessieren sich Hornissen kaum für Kuchen oder Limonade. Stattdessen jagen sie andere Insekten – Fliegen, Mücken, Bremsen und sogar kleinere Wespenarten. Ein Hornissenvolk kann mehrere Kilogramm Insekten pro Saison vertilgen. Hornissen tragen dazu bei, dass die Zahl lästiger Insekten im Spätsommer spürbar sinkt. Wer also eine Hornisse im Garten sieht, sollte sie nicht als Störenfried, sondern als natürlichen Schädlingsbekämpfer betrachten.
Die Lebensuhr tickt im Herbst
Im September und Oktober erreicht das Hornissenvolk seinen Höhepunkt. Hunderte Tiere bevölkern das Nest, das oft in Baumhöhlen, Schuppen oder auf Dachböden verborgen liegt. Nun entstehen auch die Jungköniginnen. Sie fliegen aus, paaren sich und suchen sich frostgeschützte Verstecke – unter Rinde, in Mauerritzen oder im Boden. Nur sie überleben den Winter und gründen im kommenden Frühjahr neue Völker. Das übrige Volk stirbt im Herbst – ein natürlicher Zyklus, der seit Millionen Jahren unverändert abläuft.
Dieser Rhythmus sorgt auch dafür, dass Hornissen keine „Dauergefahr“ sind. Wer im Oktober ein großes Nest entdeckt, muss oft gar nichts unternehmen – wenige Wochen später ist es ohnehin leer.
Mythen und Fakten
Noch immer kursieren Schauergeschichten: „Sieben Stiche töten ein Pferd, drei einen Menschen.“ – völliger Unsinn. Der Stich einer Hornisse ist nicht gefährlicher als der einer Biene oder Wespe. Gefährlich wird er nur für Allergiker.
Wenig bekannt ist, dass Hornissen in Deutschland streng geschützt sind. Ihre Nester dürfen nicht zerstört oder umgesiedelt werden, ohne dass eine Genehmigung vorliegt. Wer ein Nest im Garten entdeckt und Probleme befürchtet, kann sich an die Untere Naturschutzbehörde oder an lokale Imkervereine wenden. Viele Nester lassen sich problemlos dulden – und in Fällen, in denen sie tatsächlich stören, gibt es schonende Lösungen.

Faszinierende Beobachtungen
In unseren heimischen Wäldern und Gärten sind Hornissen noch relativ häufig, obwohl sie in anderen Regionen bereits stark zurückgegangen sind. Besonders an warmen Spätsommertagen kann man sie beim Beutezug beobachten: Mit geschickten Flugmanövern packen sie Fliegen in der Luft oder tragen Spinnen zu ihrem Nest.
In den Abendstunden wirkt ihr langsamer, schwerer Flug fast majestätisch. Ein Hornissenvolk bei der Arbeit zu beobachten, ist ein beeindruckendes Naturerlebnis – und ganz nebenbei eine Gelegenheit, Vorurteile zu überwinden.

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