Auf den Zahn gefühlt
Tierärztin und Pferdedentalpraktikerin
Dr. Susanne Neukirch beschäftigt sich mit XXL-Beißern
Seit sie ein kleines Mädchen war, übten Pferde eine große Faszination auf Susanne Neukirch aus. Schon früh begann sie zu reiten und verbrachte jede freie Minute im Reitstall. Heute ist sie nicht nur stolze Pferdebesitzerin, sondern hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Nach ihrem Studium der Veterinärmedizin, entschied sich die 41-Jährige, dass sie keine normale Kleintierpraxis eröffnen, sondern sich um größere Vierbeiner kümmern möchte: um Pferde – mit Spezialisierung auf Chiropraktik und Zahnbehandlungen. Seit 2013 ist Dr. Susanne Neukirch deshalb mit ihrer mobilen Pferdepraxis unterwegs.
Die Bedeutung der Zahngesundheit bei Pferden
„Mein Vater ist Zahnarzt, vielleicht haben mich deshalb Zähne schon immer interessiert“, erklärt die Tierärztin. Ihr Hauptaugenmerk gilt deshalb dem Kauwerkzeug, doch Dr. Susanne Neukirch führt ebenso Gesundheitschecks sowie Impfungen und Entwurmungen bei den Vierbeinern durch. Wenn es um Pferdegesundheit und -pflege geht, denken viele Menschen automatisch an tierärztliche Behandlungen oder den Hufschmied, dabei ist die Zahngesundheit mindestens genauso wichtig. „Für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Pferden spielen ihre Zähne eine maßgebliche Rolle“, so Neukirch. „Zahnschmerzen sind bei den großen Vierbeinern oft schwer zu erkennen“, erklärt sie. „Viele Verhaltensauffälligkeiten oder Leistungsabfälle können auf Zahnprobleme zurückgeführt werden. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig – am besten einmal jährlich - die Zähne überprüfen zu lassen, um Schmerzen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.“ Ab einem Alter von drei Jahren sollten die ersten Zahnchecks durchgeführt werden. Gerade junge Pferde haben aufgrund ihrer noch spitzen Zähne öfter Probleme mit Zahnfleischverletzungen. Ziel ist es, einen optimalen Kontakt zwischen den Zähnen des Ober- und Unterkiefers zu erreichen. Hierfür werden scharfe Kanten und Haken mit einer elektrischen Schleifmaschine bearbeitet und abgerundet. Auch die Schneidezähne werden in der Regel begradigt, zusätzlich wird natürlich auf Karies und Zahnstein überprüft. Das verwendete „Werkzeug“ ist ähnlich wie beim normalen Zahnarzt, nur in XXL-Format. Doch wie läuft eine Behandlung genau ab?
Ablauf der Zahnbehandlung
Zunächst führt die Tierärztin eine gründliche Anamnese des Pferdes durch. Dafür werden Herz- und Kreislauffunktion überprüft sowie das Maul untersucht. Ist alles in Ordnung, wird das Pferd sediert, um den Stress für den Vierbeiner zu reduzieren und den Kauapparat zu entspannen. Im Anschluss wird ein Dentalhalfter angelegt, um das Maul zu öffnen und es mit Wasser auszuspülen. Sind alle Futterreste entfernt, begutachtet Dr. Susanne Neukirch die Funktion der Kiefergelenke, wie sich der Kontakt zwischen Ober- und Unterkiefer gestaltet und ob Zunge, die Laden, Lippen sowie alle anderen Strukturen im Maul unversehrt sind. Danach werden die Backenzahnreihen behandelt und nach vorhandenen Wolfszähnen (Backenzahnrudimente) untersucht. Scharfe Kanten, Haken oder Rampen werden mithilfe eines elektrischen Raspels bearbeitet und abgerundet. Anschließend kürzt die Pferdedentalpraktikerin die Schneidezähne mit einer sog. Trennscheibe und begradigt sie gegebenenfalls. Zahnstein wird natürlich auch entfernt. Nach der Behandlung ist die Symmetrie und Balance der Zahnreihen wieder hergestellt. Im Anschluss hat der Vierbeiner in Ruhe Zeit, wieder richtig wach zu werden, darf aber ca. zwei Stunden nichts fressen, um Verletzungen zu vermeiden.
Damit die Zahngesundheit des Pferdes bis ins hohe Alter erhalten bleibt, sind jährliche Behandlungen wichtig. Hat ein Vierbeiner Schmerzen im Zahn oder Maul, erkennt man dies oft am Kopfschlagen, schlechter Rittigkeit, dem Wehren gegen die Trense oder wenn Heuwickel ausgespuckt werden. Und um dies zu vermeiden, ist Dr. Susanne Neukirch mit ihrer mobilen Pferdepraxis täglich unterwegs.